
- BKJ – Verband für Kulturelle Bildung
- Themen
- Internationales
- Initiative Welt-Öffner
- Die Sicht der Coaches*
Die Sicht der Coaches*
Wie gelingt Internationalisierung in der Kulturellen Bildung durch Coaching?
Wir haben die Coaches*, die in der der Initiative Welt-Öffner mitwirken, gefragt: Wie haben sie die Coaching-Prozesse erlebt? Wie kann Coaching die Internationalisierung von Verbänden der Kulturellen Bildung beitragen? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die Methode funktioniert?
Pamela Kain
Auch Fachwissen in der internationalen Arbeit war gefragt
Die Begleitung von drei Verbänden der kulturellen Jugendbildung im Rahmen der Initiative Welt-Öffner war für mich ein sehr spannender und intensiver Lern- und Erfahrungsprozess zu den vielfältigen Möglichkeiten kultureller Bildungsangebote, den ich als sehr inspirierend empfinde. Als Coach* war ich für die prozessorientierte Begleitung des Internationalisierungsprozesses „meiner“ drei Verbände zuständig, die sich im Laufe der zwei Jahre mit vielen Hürden, Herausforderungen und Hindernissen beschäftigten. Dabei behielten wir alle im Vorfeld gestellten Erwartungen und Bedarfe stets im Auge und erarbeiteten gemeinsam Lösungen. Viele Ziele konnten schon erreicht werden, weitere Arbeitsprozesse sind noch in vollem Gang.
Insgesamt halte ich die Initiative Welt-Öffner für sehr gelungen, da der Blick von außen von meinen Coachees* als hilfreich, unterstützend und wertschätzend aufgefasst wurde. In vielen Fällen gelang es, durch Perspektivwechsel neu an Fragestellungen heranzugehen und kreative Lösungen zu finden. Meine Expertise war in zweierlei Hinsicht gefragt: Zum einen als neutraler Coach*, der durch Neugierde, Verstehen und Erarbeiten von Lösungsansätzen extern begleitet. Zum anderen war in einzelnen Fällen aber auch konkretes Fachwissen in der internationalen Arbeit gefragt, das vielen Coachees* für die eigene Arbeit wichtig war und schnellere Fortschritte in einzelnen Bereichen brachte.
Aus meiner langjährigen Erfahrung in der Internationalen Jugendarbeit heraus halte ich Coaching-Angebote in diesem Bereich für unterstützend und notwendig. In einer sehr schnelllebigen Zeit bieten sie vor allem die Möglichkeit, Arbeitsinhalte, Ziele und Selbstverständnisse zu überprüfen und so zur eigenen Qualitätssicherung aber auch zur Steigerung der gesamten Qualität in diesem Arbeitsbereich beizutragen.
Pamela Kain ist seit 2010 als selbständige systemisch-lösungsorientierte Beraterin, Organisationsentwicklerin und Supervisorin tätig. Zudem ist sie Geschäftsführerin des Vereins „Die Eine Welt“, der über Möglichkeiten diverser Auslandserfahrungen für Kinder- und Jugendliche informiert und berät.

Kontakt
Telefon: +49 (0) 30 - 61 07 48 15
E-Mail: pamela.kain(at)gmx.de
Website: www.dieeinewelt.de
Julia Motta
Chancen, die eine interne Organisationsentwicklung nicht bieten kann
Coaching ist eine wunderbare Methode, um Verbände der Kulturellen Bildung bei ihren Internationalisierungsprozessen zu begleiten! Das intensive Coaching durch eine außenstehende Person, die durch geeignete Fragen Impulse setzen kann, um bestimmte Veränderungen in den Blick zu nehmen, bietet Chancen, die eine rein intern gesteuerte Organisationsentwicklung nicht bieten kann.
Idealerweise begleiten Coaches* durch Fragen, die zum Über- und Neu-Denken anregen sollen. Zunächst werden Visionen entwickelt, davon ausgehend dann Ziele festgelegt und Zeitpläne erstellt. Dies wird durch die coachende Person moderiert, die den Überblick behält, zusammenfasst, dokumentiert und, wenn nötig, auch an die Schritte erinnert, die zu tun sind.
Gelingen kann ein Coaching-Prozess dann gut, wenn sich die gecoachte Organisation auf die Begleitung einlässt, durch die angebotene Unterstützung Visionen und Ziele entwickelt, die ihr wichtig sind, und diese motiviert verfolgt.
Auf der anderen Seite muss die coachende Person sich auf ein Begleitungs-Abenteuer mit offenem Ausgang einlassen. Coaching ist nicht Beratung; das bedeutet also: zuhören, nachfragen, neugierig bleiben – und immer bereit zu sein, noch mehr über die Strukturen und damit möglichen Wege der Zielerreichung zu erfahren.
Hieraus speist sich die Motivation aller Beteiligten und davon ausgehend können Zwischenziele und Zeitpläne entwickelt werden, die immer mit den vorhandenen Ressourcen abgeglichen werden sollten – also dem zur Verfügung stehenden Personal, der Ausstattung, den Finanzen, den Zeitbudgets. Natürlich motivieren auch die Dinge, die zwischendurch erreicht werden, und befördern die weitere „Erledigung“ von Aufgaben: dies können Erkenntnisse, „Aha-Erlebnisse“ und Erfolge, wie z. B. das Erreichen von Zwischenzielen sein.
Ganz besonders betont werden muss aber noch etwas anderes als grundlegende Basis eines guten Coaching-Prozesses: der Aufbau einer guten Beziehung zwischen Coach* und Coachee*. Es lohnt sich, sich am Anfang ausreichend Zeit für das Kennenlernen und das Abklären von Erwartungen und Rollen zu nehmen.
Wenn all dies in Coaching-Prozessen gegeben ist, ist es für Coach* und gecoachte Einrichtung eine ganz besondere Erfahrung. Eine intensive, wertschätzende und anerkennende Zusammenarbeit wird dann zu konkreten Zielen geführt haben!
Julia Motta ist seit 2008 freiberufliche Bildungsreferentin, Moderatorin und Beraterin. Sie arbeitet für Institutionen der Jugend- und Erwachsenenbildung und Kommunen, die sie u. a. in der Entwicklung ihrer internationalen Jugendarbeit unterstützt. Zuvor war sie 15 Jahre lang als Bildungsreferentin u. a. für Interkulturelles Lernen und Internationale Begegnungen tätig.

Kontakt
Telefon: +49 (0) 30 - 34 62 65 11
E-Mail: bildung(at)juliamotta.de
Website: www.juliamotta.de
Dr. Werner Müller-Hirschfeld
Flexible Rahmenbedingungen machen individuelle Anpassungen möglich
Nach über 20 Jahren Erfahrung in der Begleitung von Verbänden, Jugendämtern, einzelnen Trägern und auch Schulen mit Blick auf die Beteiligung von jungen Leuten an internationalen Programmen lautet mein Resümee: Die kontinuierliche Begleitung durch kompetente Coaches* ist ein sehr geeigneter Ansatz, um nicht nur deutlich mehr junge Leute für die Programme zu erreichen, sondern auch, um eine erfolgreiche Organisationsentwicklung zu initiieren. Dabei sollten die Coaches* zum einen ihr „Handwerk“ beherrschen und außerdem über ein gutes Überblickswissen – inhaltlich wie strukturell – zur Internationalen Jugendarbeit verfügen.
Persönlich bin ich maßgeblich durch den Coaching-Ansatz des Systemischen Konstruktivismus geprägt. Ein solcher Prozess ist vor allem durch eine ergebnisorientierte Moderation, eine präzise Dokumentation des Erarbeiteten und durch Verbindlichkeit bei der zuverlässigen Umsetzung des Geplanten geprägt. Mit diesem – für mich sehr bewährten – Ansatz war es gut möglich, alle drei Coaching-Prozesse im Rahmen der Initiative Welt-Öffner zu gestalten. Da die Rahmenbedingungen sehr flexibel waren – zum Beispiel bei der zeitlichen Gestaltung der einzelnen Module sowie auch für wechselnde Arbeitsformen und Beteiligungen von Mitarbeiter*innen – waren jeweils individuelle Anpassungen gut möglich.
Auffällig war für mich, dass zwei der drei Partner ausdrücklich eine Erweiterung ihrer zeitlichen und finanziellen Ressourcen für die internationale Arbeit als zentrales Ziel des Coaching-Prozesses formulierten. Und dies zu Recht: es stellte sich schnell heraus, dass ihre weiteren anspruchsvollen Ziele ohne eine solche Erweiterung nur bedingt umsetzbar sind. Diese Ausgangslage korrespondiert mit Ergebnissen von mehreren Studien, dass „das Internationale“ im Arbeitsfeld der Jugendarbeit allzu oft als „Extra“ und „Obendrauf“ begriffen wird.
Der dritte Coaching-Partner zeigt, dass es auch andere Rahmenbedingungen gibt: Hier ist „das Internationale“ seit jeher in die gesamte Arbeit integriert – mit eigenem Fachbereich, entsprechender personeller Ausstattung und Fachkompetenz. In diesem Fall ging es eher darum, die Fülle der Vorhaben zu priorisieren und – wo immer möglich – synergieorientiert zusammenzufassen.
Um den unterschiedlichen Bedürfnissen von Trägern der Jugendarbeit und der Kulturellen Bildung gerecht werden zu können, wäre aus meiner Sicht sehr sinnvoll, wenn sie künftig kontinuierlich die Möglichkeit hätten, erfahrene Coaches* in ihre Weiterentwicklungsprozesse einzubinden.
Dr. Werner Müller-Hirschfeld ist Coach, Prozessbegleiter und ergebnisorientierter Moderator. Seit über 30 Jahren coacht und berät er Einzelpersonen, gemeinnützige und soziale Organisationen sowie Kommunen bei Veränderungsprozessen. Er war über 20 Jahre (1994–2016) Geschäftsführer von transfer e. V. in Köln.

Kontakt
Telefon: +49 (0) 177 - 35 60 04 7
E-Mail: wernermueller8(at)gmx.net
Website: www.coach-lebensplanung.de
Dr. Anneli Starzinger
Es braucht Verständnis, Geduld und Flexibilität auf Seiten der Coaches*
Die Teilnahme an der Initiative Welt-Öffner als Coach* hat meine Erfahrungen aus dem IJAB-Modellprojekt bestätigt: Coaching ist eine effiziente Methode, um Prozesse der Internationalisierung bei Organisationen und Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe zu begleiten und zu unterstützen. Dies gilt auch für Verbände der Kulturellen Bildung. Dabei erscheint mir besonders der Aspekt der Klienten-Zentrierung sehr wertvoll: Das wertfreie Eingehen auf die ganz individuellen strukturellen Bedingungen, Verfasstheiten, Bedarfe und Interessen des Coachees* – hier bezogen auf das Thema Internationalisierung – ist der Methode des Coachings immanent und ein wesentlicher Faktor, um Ziele gut und nachhaltig zu erreichen.
Als Herausforderung bei der Coaching-Arbeit mit Verbänden der Kulturellen Bildung begreife ich deren unterschiedliche strukturelle Verfasstheit. Hier gilt es, genau hinzugucken, mit wem man es zu tun hat. Ist die Organisation eher ehrenamtlich strukturiert, dann muss sich die Coaching-Struktur den individuellen Bedarfen anpassen. Das heißt zum Beispiel, auf spärlich vorhandene zeitliche Ressourcen Rücksicht nehmen. Das zusätzliche Engagement für den Coaching-Prozess ist eventuell mühsam abgerungen. Hier braucht es Verständnis, Geduld und Flexibilität auf Seiten der Coaches*.
Die Corona-Pandemie, von der auch die Initiative Welt-Öffner stark betroffen war, hat gezeigt, das Coaching-Prozesse in diesem Feld auch digital gut durchzuführen sind. Gerade für ehrenamtlich agierende Coachees* ist die Teilnahme an Coaching-Sitzungen über digitale Tools häufig sogar einfacher zu realisieren. Auch für den Kontaktaufbau zu neuen internationalen Partnern haben sich digitale Instrumente im Verlaufe des Prozesses als sehr hilfreich erwiesen. Dennoch bleibt ein Auftakt des Coachings in Präsenz wünschenswert, weil der für einen gelingenden Coaching-Prozess unabdingbare Vertrauensaufbau zwischen Coach* und Coachees* so wesentlich leichter und effizienter gelingt.
Es wäre wünschenswert, Coaching als effizientes Instrument der Beförderung von Internationalisierungsprozessen für Verbände und Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe nachhaltig zu etablieren und über entsprechende Förderinstrumente grundsätzlich und kontinuierlich abrufbar zu machen.
Dr. Anneli Starzinger ist Coach*, Mediatorin und Moderatorin. Zuvor war sie 17 Jahren für IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland tätig. Seit 2015 coacht und begleitet sie sowohl Einzelpersonen als auch gemeinnützige und soziale Organisationen bei Veränderungsprozessen und in Konfliktsituationen.

Kontakt
Telefon: +49 (0) 172 - 28 96 68 9
E-Mail: info(at)momeco.de
Website: www.momeco.de
Astrid Weber
Alle Beteiligten sollten Offenheit mitbringen
Die Vorbereitung und Einstellung auf diese Initiative und das Coaching war von Vorfreude und Neugierde geprägt. Denn internationale Jugendarbeit hat mich in meinem Leben sehr geprägt und bereichert – vielleicht, gerade weil internationale Jugendarbeit die eigenen Denkmuster herausfordert und öffnet. Für eine gute Einstellung hilft mir der systemische Ansatz mit seiner Ressourcen- und Lösungsorientierung. Meine eigenen Vorstellungen und „Landkarten“ stelle ich nach hinten und bin bereit für viele neue Inhalte und Ideen, die von Menschen kommen, die ihre Arbeit internationalisieren wollen. Wie kann ich mich auf einen agilen und unvorhersehbaren Prozess besser einstellen als mit Offenheit, einem Koffer voller Methoden und Motivation für internationale Arbeit?
Coaching ist grundsätzlich eine gute Methode, um den Prozess der Internationalisierung in Verbänden der kulturellen Jugendbildung voranzubringen. Damit ein Coaching erfolgreich ist, sollten bei den Teilnehmer*innen aus meiner Sicht die folgenden Bedingungen erfüllt sein:
- Alle Beteiligten sollten die Offenheit mitbringen, sich auf ein Coaching und einen Coach* einzulassen und gemeinsam arbeiten zu wollen.
- Eine generelle Bereitschaft für die Arbeit an der Internationalisierung sollte bei den Beteiligten vorhanden sein, damit das Potenzial im Prozess auch genutzt wird.
- Zeitliche Ressourcen sind notwendig, damit die regelmäßigen Treffen stattfinden können, ohne dass die Teilnehmenden unter Druck geraten.
- Geeignete Schritte und Vorgehensweisen für die Internationalisierung müssen angeboten bzw. gefunden werden, damit die Ziele auch erreichbar werden.
- Die Motivation, Internationale Jugendarbeit umsetzen, hilft natürlich auch!
Seitens der Coaches* ist Flexibilität eine wichtige Grundhaltung beim Coaching, damit die Zusammenarbeit gelingen kann.
Bei der besonderen, Corona-bedingten Herausforderung, das Coaching sowie die Internationalisierungsschritte fast nur noch online zu gestalten, musste ich definitiv meine bisherigen bewährten Vorgehensweisen verändern und stand vor vielen technischen Herausforderungen bei diesem Transformationsprozess.
Astrid Weber ist neben ihrer Tätigkeit als Referentin beim Bayrischen Jugendring (BJR) vor allem im Feld der Jugendarbeit als Systemische Beraterin und Supervisorin tätig. Insbesondere unterstützt sie neue Fachkräfte in den Jugendverbänden und berät diese bei der Weiterentwicklung ihrer Arbeit.

Kontakt
Telefon: +49 (0) 179 - 90 52 93 8
E-Mail: astrid_weber(at)mail.de
* Die BKJ bemüht sich um gendergerechte und diskriminierungsfreie Sprache. Wir vewenden das „Gender-Sternchen“ (*), um alle Menschen einzuschließen und zu nennen, auch jene, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen möchten oder können. Das machen wir auch bei dem englischen Begriff „Coach“, bei dem das Sternchen am Wortende steht.
Rolf WitteLeitung Kulturelle Bildung International
Telefonnummer:
+49 2191 - 934 82 58E-Mail-Adresse:
witte@bkj.de
Hier finden Sie Materialien, Hintergrundinfos und Praxiseinblicke
